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Foto: Aris Messinis / AFP

Einfach erklärt Krieg in Europa – wie kam es dazu?

Zum ersten Mal seit Jahrzehnten hat ein europäisches Land ein anderes überfallen. Warum hat Russland diesen Krieg gegen die Ukraine begonnen? Das Kindermagazin »Dein SPIEGEL« erklärt es.
Von Marco Wedig

Was ist passiert?

Am 24. Februar überquerten russische Soldaten und Panzer die Grenze zur Ukraine. Russland beschoss mehrere ukrainische Städte mit Raketen. Schon seit Monaten bereitete der russische Präsident Wladimir Putin diesen Angriff vor. Viele dachten, er würde nur drohen. Doch dann erklärte er zwei Gebiete in der Ukraine zu unabhängigen Staaten. Es ging um die Bezirke Luhansk und Donezk, in denen viele Menschen leben, die russisch sprechen. Angeblich würde dort ein Völkermord stattfinden – eine Lüge.

Im Jahr 2014 nahm Russland die ukrainische Halbinsel Krim ein – ein Verstoß gegen das Völkerrecht. Im selben Jahr kam es in den Bezirken Luhansk und Donezk zu Kämpfen zwischen der ukrainischen Armee und bewaffneten Gruppen, sogenannten Separatisten, die sich von der Ukraine abspalten wollen. Russland unterstützt die Separatisten. 2015 beruhigten sich die Kämpfe vorerst. Den Separatisten wurden einige Freiheiten in Aussicht gestellt. Bis zum Einmarsch Russlands kontrollierten sie etwa ein Drittel der Fläche von Luhansk und Donezk.

Im Jahr 2014 nahm Russland die ukrainische Halbinsel Krim ein – ein Verstoß gegen das Völkerrecht. Im selben Jahr kam es in den Bezirken Luhansk und Donezk zu Kämpfen zwischen der ukrainischen Armee und bewaffneten Gruppen, sogenannten Separatisten, die sich von der Ukraine abspalten wollen. Russland unterstützt die Separatisten. 2015 beruhigten sich die Kämpfe vorerst. Den Separatisten wurden einige Freiheiten in Aussicht gestellt. Bis zum Einmarsch Russlands kontrollierten sie etwa ein Drittel der Fläche von Luhansk und Donezk.

Foto: Dein SPIEGEL

Außerdem sagte Putin, dass die Ukraine gar kein richtiger eigenständiger Staat sei. Das Land werde von ausländischen Kräften wie den USA kontrolliert. Dabei gehöre es schon immer zu Russland und habe gar keine eigene Vergangenheit. Auch das stimmt nicht. Nun schreibt Putin selbst Geschichte: Seine Truppen greifen die ukrainische Hauptstadt Kiew an. Es sieht so aus, als wolle Putin die ukrainische Regierung stürzen. Europa hat sich an den Frieden gewöhnt. Plötzlich ist der Krieg zurück.

Warum macht Putin das?

Putin verfolgt vermutlich zwei Ziele: Er will sich an der ukrainischen Regierung rächen – unter anderem dafür, dass sie einen seiner Freunde wegen Hochverrats unter Hausarrest stellte. Der Angriff richtet sich aber nicht nur gegen die ukrainische Regierung, sondern auch gegen Europa und die USA. Russland ist zwar das größte Land der Welt, aber bei Weitem nicht so mächtig wie die USA oder China. Das will Putin ändern. In den letzten Jahren ist es ihm bereits gelungen, den russischen Einfluss in der Welt auszubauen. Doch er fühlt sich von der Nato bedrängt.

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Wer ist die Nato?

Die Nato ist ein Bündnis, in dem sich nach dem Zweiten Weltkrieg viele westliche Staaten zusammengeschlossen haben. Deutschland, die USA und Frankreich gehören zum Beispiel dazu. Wenn einer angegriffen wird, haben die anderen versprochen zu helfen. Lange Zeit war die Welt in zwei Lager geteilt: die Nato auf der einen Seite, die Sowjetunion mit ihren Verbündeten auf der anderen. Die Sowjetunion war ein Land, das sich aus vielen Republiken zusammensetzte. Auch die Ukraine gehörte dazu. Anfang der Neunzigerjahre zerfiel die Sowjetunion, weil die Wirtschaft schlecht lief und die Menschen Unabhängigkeit wollten, zum Beispiel in der Ukraine. Einige ehemalige Sowjetrepubliken traten der Nato bei: Estland, Lettland und Litauen sowie ehemalige Verbündete wie Polen und Ungarn. Zur Nato gehörten also mehr und mehr Länder, die nahe Russland liegen. Putin verlangte, dass sich die Nato-Truppen aus diesen Staaten zurückziehen sollten.

Putin sagt, westliche Politiker hätten ­ver­sprochen, dass die Nato sich nicht nach ­Osten ausbreiten würde. Stimmt das?

Tatsächlich gab es wohl im Jahr 1990 solche mündlichen Zusagen. Trotzdem traten später beispielsweise Polen oder Estland bei. Auch die Ukraine konnte eine Zeitlang hoffen, Mitglied zu werden. Das passt zwar nicht zu den früheren Versprechungen. Aber: Jedes Land darf selbst bestimmen, welchem Bündnis es angehören will. So will es das Völkerrecht. Das sind Regeln, die so gut wie alle Länder der Welt akzeptiert haben. Gegen diese Regeln hat Putin verstoßen, als er die Ukraine angriff.

Wie reagieren andere Länder auf den russischen Einmarsch in der Ukraine?

Da die Ukraine kein Mitglied der Nato ist, sind die Nato-Staaten nicht verpflichtet, Truppen zu Hilfe zu schicken. Sie könnten freiwillig einschreiten. Aber bisher ist die Angst groß, dass der Krieg dann außer Kontrolle gerät. Viele Länder haben wirtschaftliche Strafen angekündigt. Deutschland hat zum Beispiel vorerst die Gaspipeline Nord Stream 2 gestoppt. Sie sollte Gas aus Russland nach Deutschland bringen. Das ist für Russland schlecht, weil es nun weniger Gas als geplant nach Deutschland verkaufen kann. Für Deutschland bedeutet das im Gegenzug, dass die Gaspreise steigen: Heizen wird teurer. Waffenlieferungen gegen Russland hatte Deutschland lange Zeit ausgeschlossen. Außenministerin Annalena Baerbock begründete das mit Deutschlands Geschichte. Denn unter dem Diktator Adolf Hitler griffen deutsche Soldaten die Sowjetunion an. Nach Putins Angriff kann es aber sein, dass die deutsche Regierung doch noch mal darüber nachdenkt, Waffen an die Ukraine zu liefern.

Wie geht es jetzt weiter?

Schwer zu sagen. Putin ist undurchschaubar. Der ukrainischen Bevölkerung steht jedenfalls großes Leid bevor. Man rechnet mit einer Million oder mehr Menschen, die in die Europäische Union (EU) fliehen könnten, wahrscheinlich erst mal in die Länder neben der Ukraine, Polen etwa. Aber sicher auch nach Deutschland. Die wirtschaftlichen Strafen werden Russland stark zusetzen. Die russische Industrie braucht zum Beispiel Maschinen, die aus der EU geliefert werden. Werden diese Lieferungen gestoppt, stockt die russische Produktion. Weiterhin wurde das Vermögen, das Putin bei ausländischen Banken angelegt hat, gesperrt. Trotzdem: Russland verfügt über genug Geld, um diesen Krieg lange durchzuhalten.

Müssen wir uns sorgen, dass der Krieg nach Deutschland kommt?

Putin führt den Krieg nicht nur mit herkömmlichen Waffen. Er setzt zudem auf Hacker-Angriffe und falsche Informationen in sozialen Medien, um seine Gegner zu schwächen. Das passiert schon seit Längerem auch in Deutschland. Aber ein Angriff mit Waffengewalt ist hier eher nicht zu erwarten. Deutschland müsste sich zwar am Krieg beteiligen, sollte Putin nach der Ukraine einen Nato-Mitgliedstaat wie Polen oder Litauen angreifen. Das ist laut Experten aber sehr unwahrscheinlich.

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